Wir in Bayern: Abenteuer Livesendung

22. Mai 2021

Im Gespräch über Knöpfe mit Michael Sporer, dem Moderator des BR-Magazins „Wir in Bayern“

Es passiert ja nicht so oft, dass es mir die Sprache verschlägt. Eher bin ich dafür bekannt, selbst dem Teufel ein Ohr abzuquatschen, und als Redakteurin mit einigen Jahrzehnten Berufserfahrung sind Interviews für mich Alltag. Aber erstens bin normalerweise ich diejenige, die Fragen stellt, zweitens bin ich in den guten alten Printmedien zu Hause, und live im Fernsehen locker zu plaudern – das ist auch für mich eine Herausforderung. Aber die Chance, das alte Handwerk der Knopfmacherei einem breiten Publikum zu präsentieren, habe ich gern angenommen, als mich der BR-Redakteur Markus Kampp in die Sendung „Wir in Bayern“ des Bayerischen Fernsehens einlud. Zum Glück lagen zwischen seinem Anruf und der Sendung nur ein paar Tage, sodass ich nicht allzu viel Zeit hatte, mir Gedanken zu machen.

Was am Ende dabei herausgekommen ist, seht ihr hier:

Schon die Tage vor der Sendung waren spannend, denn ich musste Fotos an die BR-Redaktion schicken, in einem Telefoninterview vorab einige Informationen über die Knopfmacherei und über meine Arbeit liefern, Knöpfe und Material fürs Studio zusammenstellen und mir ein Outfit zurechtlegen. Alles, was ich mitnehmen wollte, musste in eine große Tasche passen. Außerdem wollte ich die einzelnen Arbeitsschritte des Augsburger Knopfes vorbereiten, den ich während der Sendung anfertigen sollte, um den Werdegang eines solchen Knopfes zu demonstrieren.

Zum Glück erklärte sich mein unvergleichlicher Mann Franz bereit, mich nach München-Fröttmaning zu chauffieren und wieder abzuholen, obwohl er wegen der Corona-Einschränkungen nicht mit aufs BR-Gelände und ins Studio durfte.

Auf geht’s nach München! (Symbolbild: In Wirklichkeit ist Franz gefahren.)

Beim BR begleitete mich Kian, ein junger Mitarbeiter, als Erstes zum Corona-Schnelltest, wo wir auch Deborah Ferrini Kreitmair trafen, die in der Sendung kochen sollte. Mit negativem Testergebnis, aber immer mit FFP2-Maske ging es weiter in Richtung Studio.

Auch wenn es in der Sendung aussieht, als sei die Pandemie schon vorbei – auf dem BR-Gelände herrschen strenge Hygieneregeln.

Um mir einen Kaffee zu servieren, focht Kian anschließend einen heldenhaften Kampf gegen den Vollautomaten im Gästeraum neben dem Studio aus: „Ich bin zwar Ingenieur, aber warum die Maschine jetzt zickt, weiß ich auch nicht …“ Am Ende kapitulierte das Gerät doch vor dem Ingenieur, und ich wartete bei Kaffee und Plätzchen, bis der Redakteur Thomas Köck mich samt meinen Knopfkisten, Garnen und Kleidungsstücken ins Studio eskortierte.

Zwei Schneiderpuppen standen schon bereit. Der einen zog ich ein traditionelles Hemd mit handgearbeiteten Zwirnknöpfen über, das ich vor Jahren in einem Kurs von Ute Palmer-Wagner genäht hatte. Für die zweite Puppe hatte ich eine meiner historischen Schwälmer Trolljacken mit gewebten Sternknöpfen mitgebracht.

Mein Hemd aus lauter rechteckigen Stoffteilen mit handbedruckten Borten und passenden Zwirnknöpfen

Die Schaukästen mit Posamenten- und Zwirnknöpfen und einige Kärtchen mit alten und neuen Zwirnknöpfen arrangierten wir auf den Tischchen vor dem Gästesofa. Weil die Glasdeckel spiegelten, wurde der eine kurzerhand abgeschraubt und der andere aufgeklappt und abgestützt – alles unglaublich effizient und professionell. Ich hatte noch kurz Zeit, um die Knöpfe in den Fächern dekorativ anzuordnen – beim Transport waren einige verrutscht oder lagen mit der Rückseite nach oben –, dann ging es in die Maske.

Wie schon bei der Ankunft an der Pforte, beim Schnelltest, im Studio und später beim Verkabeln des Mikrofons galten auch dort strenge Regeln. Die Mitarbeiterin reichte mir einen eigens desinfizierten Pinsel, mit dem ich mein Gesicht selbst abpuderte. Bei aufgesetzter FFP2-Maske half sie mir anschließend beim Schminken der Augen. Ihr Kollege in der Technik ließ mich das Mikrofon selbst am Ausschnitt meiner Bluse anklipsen, fixierte es aber zur Sicherheit mit einem Stückchen Leukoplast und ermahnte mich, in den Einspielerpausen während der Live-Sendung immer wieder darauf zu achten, dass das Mikrofon nicht vom Revers der Jacke verdeckt würde.

Im Gästezimmer traf ich schließlich den Moderator Michael Sporer und den Redakteur Thomas Köck zu einem letzten Vorgespräch. Allzu viel wollten die beiden nicht im Voraus absprechen, lediglich die erste Frage an mich: „Wer braucht heutzutage überhaupt noch Knöpfe?“ Wunderbar – dann konnte ich mich darauf ja schon einstellen!

Inzwischen waren fast zwei Stunden seit meiner Ankunft in Fröttmaning vergangen, aber für Nervosität war keine Zeit geblieben. Kurz vor 16 Uhr fanden sich alle an der Sendung Beteiligten im Studio mit den drei Bereichen Wintergarten, Küche und Gästesofa ein. Statt der üblichen drei Kameras durften wegen der Corona-Bestimmungen nur zwei drehen. Michael Sporer probte mit dem Livehack-Experten Nico Hilebrand im Wintergarten das Intro zur Sendung, während Deborah Ferrini Kreitmair und ich unsere Plätze einnahmen, auf den Monitoren die letzten Minuten der Rundschau zu sehen waren und Aufnahmeleiterin Petra Kyriss die verbleibende Zeit bis zum Beginn von „Wir in Bayern“ herunterzählte: „Noch dreißig Sekunden … noch zehn Sekunden, und Ruhe!“

Nach dem etwas holperigen Start läuft’s zunehmend besser.

Tja, und dann ging es tatsächlich los. „Wer braucht heute überhaupt noch Knöpfe?“ Knöpfe? Hä? Obwohl ich mir allerlei mehr oder weniger geistreiche Antworten auf diese Frage zurechtgelegt hatte, war mein Kopf für einen Moment praktisch leer. Freies Assoziieren also über Knöpfe, individuelle Gestaltung und Aufwertung handgearbeiteter Modelle und – klick! – die „Generation Klettverschluss“. Hurra! Jetzt hatte ich meinen Faden wieder, und nach der nächsten Einspielerpause ging’s deutlich lockerer weiter. Ich erzählte von den Anfängen meiner Leidenschaft für die Knopfmacherei, von besonderen Knöpfen und vom Knopfmacherzertifikat.

Mit diesem Sternknopf hat vor mehr als acht Jahren alles angefangen – und deshalb musste mein Erstlingswerk natürlich mit ins Studio.
Während ich über die Knopfmacherei erzählte, bereitete Deborah Ferrini Kreitmair ihre Tortellini vor.

Ursprünglich war mir eine Sendezeit von 75 Minuten, in denen ich immer an derselben Stelle sitzen sollte, sehr lang vorgekommen. Zwei Gesprächsblöcke waren geplant, und dazwischen sollte ich an meinem Augsburger Knopf arbeiten, während Filmbeiträge über Modellautorennen, Sebastian Kneipp und fränkische Turmhügel gezeigt wurde, Michael Sporer mit den Zuschauern „Host mi“ und „Kennst mi“ spielte, sich von Nico Hilebrand Sandwichtoast mit Schokoladenfüllung servieren und von Deborah Ferrini Kreitmair in die Kunst des Tortellini-Formens einführen ließ.

Die Tortellini – ach ja! 🤤
Schnelltest, FFP2-Maske, Abstände im Studio, all das war ein Klacks gegen die Tatsache, dass wegen der Corona-Bestimmungen niemand von den Köstlichkeiten aus der Wir-in-Bayern-Küche probieren durfte. In diesem Fall aß das Auge nicht mit, sondern es aß ganz alleine …

Tortellini mit Salsiccia-Füllung, Salbeibutter und buntem Salat – in Corona-Zeiten leider nur zum Anschauen

Einen Augsburger Knopf vom blanken Holzrohling bis zu den fertig abgenähten Flügelchen innerhalb der Sendezeit anzufertigen stellte sich als allzu ambitioniertes Projekt heraus. Aber immerhin konnte ich am Ende den gewebten Stern mit der begonnenen Messerspitzen-Stickerei vorweisen. Den kompletten Werdegang zeigten die einzelnen Arbeitsschritte, die ich vorbereitet und auf einem Kissen arrangiert hatte.

Während der Livesendung ist dieser gewebte Sternknopf entstanden. Messerspitzen und „Flügelchen“ für den Augsburger Knopf wurden während der Sendezeit nicht ganz fertig.
Der Werdegang eines Augsburger Knopfes in mehreren Schritten

Außerdem hatte ich einen Zwirnknopf in Wir-in-Bayern-Grüntönen als Mitbringsel dabei und wollte ihn Michael Sporer kurz vor Ende der Sendung überreichen, aber auch hier gab es Corona-Regeln zu beachten: Um die vorgeschriebenen Abstände zu wahren, musste ich den Knopf auf der Armlehne des Sofas platzieren, wo er ihn aufnahm und mit den Worten „Ein echter Weinold!“ in die Kamera hielt. Nun ja – eher ein echter Weinold für Arme, denn unter „echten Weinolds“ verstehen die meisten die Werke meines Bruders Felix Weinold. 😄

Michael Sporer mit dem eigens für die Sendung angefertigten Zwirnknopf in Wir-in-Bayern-Grüntönen
Mein Wir-in-Bayern-Zwirnknopf

Schließlich richtete Deborah Ferrini Kreitmair ihre Tortellini mit Salsiccia-Füllung, Salbeibutter und buntem Salat fotogen an, Nico Hilebrand nahm auf dem Sessel neben dem Sofa Platz, und Michael Sporer verabschiedete sich von uns allen. Punkt halb sechs wurden die Kameras abgeschaltet, und das Studio leerte sich innerhalb von Minuten. Kurz darauf war der Deckel wieder auf meinen Schaukasten geschraubt. Ich verstaute all mein Hab und Gut in meiner Riesentasche und saß neun Minuten nach Ende der Sendung bereits im Auto.

Schon auf der Heimfahrt erreichten mich einige WhatsApp-Nachrichten von Freundinnen und Bekannten, die die Sendung gesehen hatten. Danke euch allen fürs Zuschauen, fürs Daumenhalten und für euer freundliches Feedback!

Überrascht und gefreut haben mich einige Anrufe an den folgenden Tagen, in denen mir Frauen aus allen Teilen Deutschlands von ihrer Begeisterung für die Zwirn- und Posamentenknöpfe berichteten. Eine alte Dame aus Norddeutschland, mit der es das Schicksal in jüngster Zeit nicht gut gemeint hat, sagte mir, sie habe die Sendung „wie einen Sonnenstrahl“ empfunden. Wie schön, wenn meine kleinen Knöpfe hier und da solche Freude ausgelöst haben!

Schon vorbei: Abspann der Sendung mit Debora Ferrini Kreitmair, Michael Sporer und Nico Hilebrand (von rechts)

Das Fernsehen in der Knopfwerkstatt …

a.tv in der Knopfwerkstatt

… und die Knopfwerkstatt im Fernsehen. Bei einem vierstündigen Besuch in Violau hat Anna Singer vom Augsburger Fernsehsender a.tv für einen Beitrag gedreht, der am Dienstag, 19. Januar, in der Sendung „Land & Leute“ ausgestrahlt wurde. Hier könnt ihr ihn euch anschauen:



Der Drehtermin war eine spannende Sache für mich, denn als Redakteurin befrage und fotografiere ich ja normalerweise selbst andere Menschen. Außerdem bin ich es gewohnt, am Rechner meine Texte überarbeiten zu können, bevor ich sie abliefere. Mit Mikro am Rollkragen auf Anhieb sendereif zu sprechen wird nicht oft von mir verlangt. Außerdem erfordert es einige Konzentration, die Messerspitzen an einem Augsburger Knopf zu sticken und gleichzeitig Fragen zu beantworten. Der Knopf dürfte höchstens als B-Ware durchgehen, weil ich mich bestimmt hier und da um einen Faden vertan habe. 😀

Anna Singer filmt mich bei der Arbeit an einem Augsburger Knopf.

Mit im Bild ist mein geliebter Knopfmachertisch, den Jenny und Martin Traumüller für mich aus einem alten Thonet-Tisch gebaut und knopfwerkstattfarben gestrichen haben, und vielleicht wird ja auch mein „Mini-Me“, die kleine Knopfmacherin Helene der Nadelfilzkünstlerin Silke Sordyl aus Illinois, im Film zu sehen sein. Sie trägt unabhängig von den coronabedingt geschlossenen Friseursalons immer eine wilde Mähne, während ich mich morgens bemüht habe, meinen Corona-Schopf mit Schaum und Spray ein bisschen zu zähmen.

Mein "Mini-Me", die kleine Knopfmacherin Helene der Filzkünstlerin Silke Sordyl aus Illinois

Immer mit Corona-Frisur: die kleine Knopfmacherin Helene der Filzkünstlerin Silke Sordyl

Für die Filmaufnahmen haben sich auch unsere Katzen interessiert. Sogar Socke, unsere kleine Diva, hat sich ans Set gewagt und Anna Singer vorsichtig begrüßt.

Unsere Katze Socke will auch ins Fernsehen und schmeichelt sich bei Anna Singer ein.

Kein Dreh ohne Catering! In der Knopfwerkstatt gab’s natürlich passend zum Thema Knopfplätzchen. Ja, ich weiß: Die sehen aus wie ganz gewöhnliche Spitzbuben. Das Besondere daran sind die gemahlenen Mandeln und die abgeriebene Orangenschale im Teig. Falls ihr sie selber ausprobieren wollt, findet ihr das Rezept in einem früheren Blogbeitrag.

Spitzbuben im Knopfwerkstatt-Style

Beim Herrichten von Knöpfen, alten Trachten, Rohlingen und anderen Motiven für die Schnittbilder im Film habe ich mich an alte Zeiten erinnert, in denen ich für die Bilder für zahllose Handarbeitsbücher und Sammler-Editionen stunden- und tagelang zusammen mit dem Fotografen Klaus Lipa in dessen Studio gestanden bin. Auf jeden Fall waren Anna Singers Besuch, das Interview und der Dreh eine interessante Erfahrung – auch wenn ich jetzt wieder genau weiß, warum ich normalerweise lieber auf der anderen Seite der Kamera stehe.