Masken statt Knöpfe

4. April 2020

Knopfmaske für die Knopfmacherin

In Österreich sind jetzt Masken im Supermarkt Pflicht. Bei uns sei das nicht geplant, hieß es gestern, deshalb rechne ich Anfang nächster Woche mit der Maskenpflicht: Das war ungefähr die Zeitspanne zwischen „Es wird keine Ausgangssperre geben“ und dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen vor zwei Wochen.
Und auch ohne Pflicht scheinen selbst einfache Stoffmasken das Risiko zu reduzieren, andere anzustecken – und sei es auch nur mit banalem Schnupfen oder Husten. Stoff ist in der Knopfwerkstatt reichlich vorhanden. Warum also nicht ein paar Masken für die Familie nähen? Wenn Autobauer Beatmungsgeräte produzieren und Modefirmen im großen Stil Behelfs-Mund-Nasen-Masken nähen, kann auch die Knopfmacherin vorübergehend flexibel umsatteln.

Jedes Familienmitglied bekommt eine motivisch passende Maske.

Im Internet finden sich inzwischen zahllose Anleitungen für solche Behelfs-Mund-Nasen-Masken. Ich habe mir mindestens fünf heruntergeladen und bisher zwei davon verwendet: Die rechteckigen Faltmasken sind nach der Anleitung des frechverlags genäht, die formgenähte Maske, die ihr auf meinem Porträtfoto seht, ist nach der Burda-Anleitung entstanden. Beide Anleitungen sind kostenlos.

Ich liebe diese Stunden im Nähzimmer, und ein interessantes Hörbuch steigert das Vergnügen noch. Beim Maskennähen unterhält mich Ilja Richter mit der Lesung von Gabriele Tergits Roman „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“ aufs Beste. Meine geschätzte Journalistenkollegin Birgit Böllinger, die mir in Sachen Literatur immer meilenweit voraus ist, hat dieses Buch schon 2017 in ihrem Blog „Sätze und Schätze“ vorgestellt, und ich kann mich ihrem begeisterten Urteil nur anschließen. Als Redakteurin, die ihr Volontariat gerade noch in der Bleizeit absolviert hat, fühle ich mich bei diesem Roman aus dem Jahr 1931 geradewegs in den Metteurssaal versetzt, höre die Linotype-Setzmaschinen, rieche die feuchten Bürstenabzüge – und muss mich beim Nähen vergewissern, keine Druckerschwärze an den Fingern zu haben.
Fünf von elf Stunden „Käsebier“ liegen noch vor mir. Ich freu mich drauf!
[Unbezahlte und unbeauftragte Werbung wegen Firmenlinks]

Knopfplätzchen für die Seele

28. März 2020

Eigentlich wollte ich in diesen Wochen viel unterwegs sein, um meine Begeisterung für die Knopfmacherei mit Menschen in ganz Deutschland zu teilen. Und ich wollte in diesem Jahr ab und zu in mein eigenes Atelier einladen – zu Kursen und zu Knopfmachertreffen in kleiner Runde bei Kaffee oder Tee. Da kämen dann auch meine Knopfplätzchen auf den Tisch: extrafeine Spitzbuben aus Butter-Mandel-Teig.

Knopfplätzchen: Spitzbuben aus feinem Butter-Mandel-Teig (Foto: Georg Drexel)

Auf diese Gelegenheit müssen wir alle wohl noch eine ganze Weile warten.
Um euch die Corona-Klausur ein bisschen zu versüßen, bekommt ihr hier das Rezept. (Ich habe es bereits in dem Buch „Die ganze Welt der Knöpfe“ veröffentlicht, das 2016 im Verlag Droemer Knaur erschienen, aber leider schon länger vergriffen ist.)
Und das Beste: Ihr braucht keine Hefe für diese Plätzchen!

Hoede/Krump/Müller/Weinold: Die ganze Welt der Knöpfe (vergriffen)

Knopfplätzchen – feine Spitzbuben

Zutaten
Für den Teig:
300 g Mehl
100 g gemahlene Mandeln
150 g feiner Backzucker
200 g kalte Butter, in kleine Stückchen geschnitten
2 Eigelb
1 Päckchen Vanillezucker (bitte Bourbon-Vanille, kein Vanillin)
etwas abgeriebene Schale einer Bio-Orange
1 Prise Salz
Mehl zum Ausrollen des Teigs
Zum Ausstechen und Backen:
1 runder Ausstecher, Ø ca. 6 cm
1 runder Ausstecher, Ø ca. 5 cm (alternativ ein Trinkglas)
1 dicker Cocktail-Trinkhalm
Backpapier
Zum Füllen und Bestäuben:
1/2 Glas Johannisbeergelee
Puderzucker

Zubereitung
Mehl, Mandeln, Zucker, Butterstückchen, Eigelbe, Vanillezucker und Salz rasch zu einem glatten Teig verkneten, in Frischhaltefolie wickeln und mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.
Den Backofen auf 175 °C vorheizen.
Den Teig kurz durchkneten. (Er darf nicht warm und klebrig werden.) Die Arbeitsfläche mit Mehl bestäuben und den Teig portionsweise darauf 3–4 mm dick ausrollen.
Mit dem größeren runden Ausstecher Plätzchen ausstechen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen. Bei der Hälfte der Plätzchen mit der Oberseite eines kleineren runden Ausstellers oder einem Glas mit etwas kleinerem Durchmesser den typischen Rand der Knöpfe eindrücken. Mit einem Cocktail-Strohhalm 4 Löcher ausstechen.
Die Plätzchen etwa 10 Minuten lang backen. Sie sollen hellgelb bleiben und nicht braun werden. Das Blech aus dem Ofen nehmen und die Plätzchen kurz abkühlen lassen.
Das Gelee vorsichtig erwärmen, damit es flüssig wird. Die ganzen Kreise mit dem Gelee bestreichen. Die Plätzchen mit Rand und Löchern mit Puderzucker bestäuben, auf die mit Gelee bestrichenen Plätzchen setzen und auskühlen lassen.

Lasst euch die Knopfplätzchen schmecken! Ich bin sicher: Eines Tages werden wir sie auch wieder gemeinsam genießen. Und darauf freue ich mich schon jetzt!