Neues Jahr – neue Herausforderungen

21. Januar 2025

In den vergangenen Wochen war es ziemlich still auf diesem Blog. Das bedeutet aber nicht, dass die Knopfwerkstatt gerade Winterschlaf hält – im Gegenteil. Die Vorweihnachtszeit war sogar besonders betriebsam, denn die Knopfwerkstatt war am ersten und zweiten Adventwochenende zum ersten Mal auf der Weihnachtsinsel, dem alternativen Weihnachtsmarkt auf dem Zeugplatz in Augsburg, vertreten. Die Tage dort waren kalt, aber schön, denn ich habe mich über ein höchst angenehmes kollegiales Miteinander mit den anderen Ausstellerinnen im Textilfoyer des Zeughauses und über viele nette Besucherinnen und Besucher gefreut.

Knopfmacherin Helene Weinold an ihrem Stand auf der Weihnachtsinsel in Augsburg
Dick eingemummelt auf der Weihnachtsinsel im Textilfoyer des Zeughauses Augsburg

Nach einem Adventwochenende Pause habe ich mich dann traditionell am Weihnachtsmarkt im Kultur-Stadl Wörleschwang beteiligt – quasi ein Heimspiel, bei dem ich jedes Jahr viele Bekannte und Stammkundinnen treffe.

Souvenirs aus Hamburg: der Pin der Langen Nacht des Strickens und ein Zwirnknopf mit einem Original-Astra-Kronkorken

Im neuen Jahr ging die Knopfwerkstatt dann mit dem neuen, größeren Knopfmobil (einem VW Caddy) gleich auf große Fahrt – mehr als 700 km weit bis nach Hamburg zur 2. Langen Nacht des Strickens, die Manja Vogelsang aka Maschenwunder und ihr Mann Hans organisiert hatten. Nach acht Stunden im Auto war es großartig, die beiden und Mitdozentin Anna Bauer aus Göteborg im Vistro, dem veganen Bistro des Brakula, zum Abendessen zu treffen und bei kühlem Bier, hausgemachter Limonade und Livemusik der Band VMO und des Singer-Songwriters Den Bones gemeinsam einen entspannten, fröhlichen Abend zu verbringen. Der perfekte Auftakt für das Kreativ-Event am Samstag!

Dabei konnte ich auch endlich Manjas Rundpassenpullover Birdsong bewundern, der mir schon lange im Kopf herumspukt. Der Abend war noch nicht vorbei, da hatte ich schon die Anleitung bei Ravelry gekauft und aufs Smartphone geladen. Mal sehen, was draus wird!

Manja aka Maschenwunder und Hans sprühen vor Ideen und Energie. Man beachte Manjas hinreißenden Pullover Birdsong, der es mir schon lange angetan hatte, bevor wir uns nun persönlich kennengelernt haben.
Die Band VMO und der Singer-Songwriter Den Bones (2. von links) unterhielten uns nach der langen Fahrt gen Norden bestens.
Die schwedische Textilkünstlerin Anna Bauer vor Manjas Handarbeitsgeschäft Maschenwunder: Demnächst übernehmen Annika und Julia den Laden und führen ihn unter dem Namen Wool.Love weiter, während Manja sich dem Färben von Garnen, dem Entwerfen von Modellen und dem Schreiben von Anleitungen widmet.

Am eigentlichen Veranstaltungstag blieb kaum Zeit für einen Plausch. Meine beiden dreistündigen Workshops – jeweils ein Grundkurs Posamenten- und Zwirnknöpfe – waren wie alle Kurse der Langen Nacht ausgebucht. Ich habe mich sehr über die Gelegenheit gefreut, das Knopfvirus endlich auch einmal in Hamburg verbreiten zu dürfen. (Bis Jesteburg, kurz vor Hamburg, war ich zuvor ja schon zweimal gekommen, und auch dieses Jahr werde ich im Juni in Soltau und in Jesteburg Kurse geben. Schaut mal unter Termine nach!)

Hereinspaziert in meinen Workshopraum im Bramfelder Kulturladen Brakula!

Sternknöpfe und Glatte Knöpfe entstanden im dreistündigen Posamentenknopfkurs.
Im Zwirnknopfkurs übten wir zunächst die Grundtechnik an einem Zwirnstern und übertrugen das Gelernte dann auf einen großen Zwirnknopf mit eingearbeitetem Kronkorken.

Die Ergebnisse der beiden Workshops mit lauter Knopf-Neulingen können sich jedenfalls allesamt sehen lassen. Ich bin sehr stolz auf meine Schülerinnen, denen nach jeweils gut drei Stunden der Kopf gequalmt und die Finger geraucht haben dürften. Einige von ihnen hatten wagemutig gleich beide Workshops gebucht – und schmiedeten am Ende sogar schon Pläne, zu einem meiner nächsten Kurse im Norden zu kommen.

Podiumsgespräch auf der Bühne des Brakula bei der 2. Langen Nacht des Strickens: Florence Sow, Andreas Ruthemann, Manja Vogelsang, Anna Bauer, Irina Heemann und Helene Weinold (von links).

Zwischen den Workshops baten Manja Vogelsang und Moderatorin Florence Sow das Dozententeam zu einem Podiumsgespräch auf die Bühne, wo Anna Bauer, Irina Heemann, Andreas Ruthemann und ich über unseren Werdegang und unsere kreative Arbeit berichteten. Ich höre zum Beispiel bei der Arbeit in der Knopfwerkstatt, aber auch beim Stricken gerne Hörbücher und habe das Buch „Papa, warum sind wir hier?“ von Homayoon Pardis, das Florence Sow kürzlich eingelesen hat, schon auf meiner Liste.

Weil wir alle gleichzeitig unterrichteten, gibt’s hier leider keine Fotos aus den anderen Workshops und auch keine aus dem großen Saal, wo den ganzen Abend über ein interessantes und unterhaltsames Bühnenprogramm ablief. Eindrucksvoll war aber in den Pausen immer ein Blick über die Menge von zweihundert strickenden Frauen (und einigen Männern!), die zum Teil mit umgehängten Leselampen an ihren Projekten nadelten.

Immerhin habe ich zwischendurch ein bisschen Zeit gefunden, um an Manjas Marktstand einen Strang handgefärbtes Merino-Kamelhaar-Garn in (Überraschung!) Blaugrüntönen als Schmuckfarbe für meinen Birdsong-Pullover zu kaufen. Mein Projekt nimmt Gestalt an!

Es war schon fast Mitternacht, als Manja, Hans und ihre fleißigen Helferinnen und Helfer alle Strick- und Häkelwimpelketten wieder abgenommen, die Marktstände abgebaut und die Workshopräume geräumt hatten. Bei einem Feierabendbier ließen wir die Beine von der Bühne baumeln und den herrlich turbulenten, anstrengenden, wunderschönen Tag Revue passieren .

Knopfchallenges und gute Vorsätze

Zu Hause warteten – neben der Arbeit im Redaktionsbüro – die neuen Challenges der Knopfszene in den Facebookgruppen Knöpfe und Gina-B Silkworks Group auf mich. Der Januar ist ja traditionell der Monat der guten Vorsätze, und ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr beide Jahresaufgaben zu meistern. Für die Challenge #52knoepfe2025 lost Karin Gössl per Zufallsgenerator einen Knopf pro Woche aus. Meine Beiträge für die ersten fünf Wochen sind schon fertig.

Die ersten fünf Beiträge zur Challenge #52knoepfe2025 in der Facebookgruppe Knöpfe: Männerrockknopf, Knopf mit mandelförmiger Einfassung, Ottobeurer Knopf, Blumenstrauß und gewickelter Sternknopf (von links oben im Uhrzeigersinn).

Wer Lust hat, sich ebenfalls zu beteiligen, kann sich gern in der Knöpfe-Gruppe anmelden. (Bitte beantwortet die beiden Eintrittsfragen, sonst werdet ihr automatisch abgelehnt, denn wir wollen die Gruppe weiterhin bot-frei halten.)

Gina Barrett hat in ihrer Challenge #onebuttonaweek2025 für jede Woche einen Begriff als Inspiration für einen Knopf genannt und gibt außerdem für jeden Monat eine textile Technik vor, die nicht unbedingt mit Knöpfen zu tun haben muss.

Meine Beiträge für die ersten vier Wochen der Challenge #onebuttonaweek2025.
„Weave“ hat Gina Barrett als Technik für den Monat Januar ausgewählt. Ich habe dazu einen Harlekinknopf in meinen Lieblingsfarben gewebt.

Jetzt anmelden für die nächsten Kurse!

Mit Winterschlaf wird es also auch in den kommenden Wochen nichts. Am Wochenende 25./26. Januar geht es schon mit dem nächsten Kurs weiter: In Schwäbisch Gmünd beschäftigen wir uns zwei Tage lang mit den Sticktechniken für die dekorativen Knöpfe der viktorianischen Ära in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wer noch dabei sein möchte, sollte sich ganz schnell bei der Gmünder VHS melden. Wie ich gehört habe, gibt es noch ein, zwei Restplätze.

Die Sticktechniken für die viktorianischen Posamentenknöpfe sind Thema des Wochenendkurses am 25./26. Januar in Schwäbisch Gmünd, aber auch in einigen anderen Kursen im Laufe des Jahres.

Die viktorianischen Posamentenknöpfe sind aber auch Thema bei weiteren Kursen im Laufe des Jahres: vom 7. bis 9. Mai an der VHS Ehingen (Infos und Anmeldung bei Waltraud Steeb) sowie am 17./ 18. Juli und am 23./24. Oktober im Kurszentrum Ballenberg in der Schweiz.

Ganz besonders freue ich mich auf die Trachten-Werkwoche der Trachtenkultur-Beratungsstelle des Bezirks Schwaben vom 22. bis zum 27. April in der Schwäbischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Babenhausen: Dort können alle interessierten Knopfneulinge mehrere Tage lang buchstäblich in Knöpfen schwelgen und fernab des Alltags bei ausgezeichneter Verpflegung ganz ins kreative Handwerk eintauchen. Wir erkunden die Grundtechniken der Zwirn- und Posamentenknopfmacherei und wenden das Erlernte im Laufe der Tage bei immer anspruchsvolleren Knopfmustern an.

Ihr habt schon Erfahrung in der Knopfmacherei und würdet euch einfach gern eine Woche lang intensiv mit dem Thema beschäftigen? Nur zu! Auch Knopffans mit Vorkenntnissen sind herzlich willkommen. Ich bringe immer zusätzliche Herausforderungen für fortgeschrittene Knopfmacherinnen (und Knopfmacher!) mit.

Ganz wichtig: Meldet euch gleich an, wenn ihr dabei sein wollt! Anmeldeschluss ist schon Mitte Februar, denn die Trachtenkultur-Beratungsstelle muss dann entscheiden, welche Kurse im Rahmen der Werkwoche stattfinden können oder mangels Teilnehmerinnen abgesagt werden müssen, weil ansonsten hohe Stornokosten auf den Bezirk Schwaben zukommen. Es wäre nicht das erste Mal, dass zum Stichtag zu wenige Anmeldungen vorliegen und später die Enttäuschung groß ist, weil der Kurs abgesagt wurde.

Knopfmacherei (nicht nur) für Neulinge: Bei der Trachten-Werkwoche in Babenhausen schwelgen wir mehrere Tage lang in den historischen Techniken, Farben und Mustern. Wer dabei sein will, sollte sich rasch anmelden, denn Meldeschluss ist schon Mitte Februar!

Das gilt generell. Die Erfahrung zeigt, dass der Trend zu kurzfristigen Entscheidungen geht. Aber dadurch können die Veranstalterinnen und Organisatoren nicht verbindlich planen. Also meldet euch so früh wie möglich zu den Kursen an, die euch interessieren, um euch selbst, den Veranstaltenden, aber auch den Dozentinnen und Dozenten Enttäuschungen zu ersparen.

Die Auswahl ist in diesem Jahr besonders groß: Ich bin zwischen Niedersachsen und dem Berner Oberland unterwegs, gebe Einsteigerkurse und Workshops zu speziellen Themen wie „Zwirnknopf trifft Dorset Button“ oder „Augenknopf, Coburger Knopf & Co.“. Alle Termine mit den Links zu den jeweiligen Veranstaltern findet ihr hier.

Ich freue mich auf ein knopfreiches Jahr 2025 und aufs Wiedersehen oder Kennenlernen bei einem Kurs oder auf einem der Kunsthandwerkermärkte!

Und zwischendurch werde ich mich meinem ambitionierten Strickprojekt, Manja Vogelsangs Erfolgsmodell Birdsong, widmen, das hoffentlich dieses Jahr fertig wird. Ich werde berichten!

Der Anfang ist gemacht! Ich hoffe, mein Pullover Birdsong wird in den nächsten Wochen (oder Monaten) fertig!

Rückschau und Ausblick

Zu diesem Weihnachtsknopf hat mich ein Vorbild der japanischen Knopfmacherin Minako Ono inspiriert.

Kaum zu glauben, dass dieses Jahr schon zu Ende ist! Im Wohnzimmer steht der Weihnachtsbaum und wartet darauf, geschmückt zu werden – bei uns traditionell mit Glasornamenten in den skurrilsten Formen vom Hamburger bis zum Hummer. Das beantwortet auch Emma Thompsons erstaunte Frage in dem Film „Tatsächlich Liebe“: „Bei Jesu Geburt waren Hummer anwesend?“ Was unseren Christbaum angeht, ja!

Kennt ihr den Brauch des Christbaumlobens? Hier im Zusamtal stattet man in der Weihnachtszeit Nachbarn und Freunden einen Besuch ab, um den jeweiligen Christbaum zu besichtigen, nach einer im Grün versteckten gläsernen Gurke zu fahnden und sowohl das Gesamtbild als auch die Details ausgiebig zu würdigen. Das Urteil über unseren Baum fällt dabei je nach ästhetischer Prägung ganz unterschiedlich aus. Während viele sich über Sardinendose, Roquefort-Ecke, Leuchtturm, Faultier und Arche Noah aus feinstem Glas begeistern, müssen Puristinnen und Fans klassischer Bäume mit nichts als roten Kugeln, Strohsternen und Wachskerzen oder Gäste der Teams „Weiß & Silber“ oder „Ganz in Pink“ sich unseren Baum schöntrinken. Denn eins steht fest: Egal, ob man den Baum großartig oder grässlich findet – man erhebt gemeinsam ein Stamperl Schnaps auf ihn.

Egal, ob man unsere Sammlung skurriler Glasanhänger schön oder scheußlich findet – den Schnaps beim Christbaumloben ist das Gesamtkunstwerk allemal wert.

Auch unsere Krippe wird keineswegs nur von der heiligen Familie, Hirten, Königen und Engeln bevölkert. Weil wir Südfrankreich lieben und schon seit einem Vierteljahrhundert provençalische Tonfigürchen, die sogenannten Santons, sammeln, geben sich rund um den Stall ein Fischer, ein Imker, ein einsamer Boulespieler, ein Müller, ein Bäcker, ein Arzt, der Maler Cezanne, ein Stierhirt aus der Camargue, eine Lavendelschnitterin, eine Strickerin und viele andere Personen ein Stelldichein zwischen Windmühle und Borie. In diesem Jahr gesellen sich unter anderem ein Zeitungsleser und eine Krankenschwester dazu. Die Damen und Herren werden noch ein wenig mehr zusammenrücken müssen als schon in den vergangenen Jahren – besonders, wenn an Dreikönig auch noch die Könige samt Dromedar, Elefant und Kamelführer zur Krippe ziehen.

Unsere provençalische Santon-Krippe umfasst inzwischen mehr als 70 Figuren.

In diesen Tagen blicke ich aber auch zurück auf ein ereignisreiches Jahr, in dem ich viel unterwegs war, um Menschen für die Knopfmacherei zu begeistern – darunter allein viermal in der Schweiz. Bei den Oktoberkursen am Ballenbergzentrum in Hofstetten hat die Teilnehmerin Susanne Granzow nicht nur Zwirn- und Posamentenknöpfe gestaltet, sondern auch fotografiert und mir ihre Bilder zur Verfügung gestellt – eine große Freude, denn während des Unterrichtens komme ich meistens nicht dazu, Bilder zu machen. Hier also eine kleine Auswahl ihrer Fotos:

Die Teilnehmerinnen am Zwirnknopfkurs im Ballenbergzentrum haben schnell eigene kreative Ideen entwickelt und beispielsweise Perlkappen und Rocailles eingearbeitet. (Foto: Susanne Granzow)
Mein Arbeitsplatz im Kurszentrum Ballenberg in der Schweiz (Foto: Susanne Granzow)
All diese fantastisch gelungenen Knöpfe sind an zwei Tagen im Posamentenknopfkurs entstanden. (Foto: Susanne Granzow)

Der Vollständigkeit halber hier noch die beiden Ergebnisfotos der Oktoberkurse in der Schweiz:

Zwirnknopfkurs am 12./13. Oktober 2022 am Ballenbergzentrum/Schweiz
Posamentenknopfkurs am 14./15. Oktober 2022 am Ballenbergzentrum/Schweiz

Fürs nächste Jahr sind drei Kursblöcke mit jeweils zwei Zwei-Tages-Kursen (Zwirnknöpfe bzw. Posamentenknöpfe) am Ballenbergzentrum für Februar, Juli und Oktober geplant.

Außer den Terminen in der Schweiz stehen auch einige weitere Kurstermine für 2023 im Kalender: in Roggenburg bei Ulm und in der Kunststätte Bossard in Niedersachsen, bei Wollknoll in Oberrot und bei der Volkshochschule Zusamtal, um nur einige zu nennen. Vom Drei-Stunden-Kurs am Abend bis zur kreativen Woche ist alles dabei. Hier findet ihr die komplette Liste, die ich immer wieder aktualisieren werde.

Wer ab und zu Informationen aus der Knopfwerkstatt bekommen möchte (nicht zu oft, denn dazu fehlt mir schlichtweg die Zeit), abonniert am besten den Newsletter. Aber auch auf Facebook und Instagram poste ich immer wieder Bilder und Neuigkeiten zu Kursen & Knöpfen.

In den nächsten Tagen werde ich erst einmal eine schöpferische Pause einlegen, bevor ich mich im neuen Jahr an neue Anleitungsblätter mache, zum Beispiel zu den viktorianischen Knöpfen und den Schneckenknöpfen, denn die sind Thema in der Trachtenwerkwoche in Babenhausen und bei den Knopfmachertagen in Krumbach.

Ich freue mich auf ein Kennenlernen oder Wiedersehen im neuen Jahr. Einstweilen wünsche ich euch und uns allen ein frohes, harmonisches und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in ein neues Jahr voller Gesundheit und Frieden.

Knöpfe statt Spitze und das Geheimnis der Jatte

Franziskanerkloster Ehingen: Sitz der Volkshochschule

30. Mai 2022

Einer der schönen Aspekte am Beruf als Knopfmacherin ist, dass mich meine Kurse immer wieder an interessante Orte führen und jedesmal mit anderen Menschen zusammenbringen. Diesmal durfte ich eine eingeschworene Gruppe von Klöpplerinnen um die rührige Waltraud Steeb bei der Volkshochschule Ehingen an die Knopfmacherei heranführen. Der Kontakt war auf einem Umweg über die Schweiz entstanden, und so kamen nicht nur Klöpplerinnen aus dem näheren Umkreis zum Kurs, sondern auch zwei Teilnehmerinnen aus der Schweiz und eine aus Köln, die sechs Stunden mit Zug und Bus unterwegs war.

Große Freude schon bei der Ankunft: Das ehemalige Franziskanerkloster, in dem die VHS Ehingen ihren Sitz hat, ist eine malerische Anlage, und der Seminarraum im zweiten Stock lässt buchstäblich keine Wünsche offen. Kisten und Kästen mit Material, Anschauungsobjekten und technischem Equipment lassen sich mit Rollwägen vom Eingang im Erdgeschoss per Aufzug nach oben und direkt in den Raum befördern, es gibt einen Abstellraum und – tadaaaa! – ein riesiges Smartboard, das sich erstaunlich einfach mit meinem Laptop verbinden ließ, sodass ich alle Arbeitsschritte für alle gut sichtbar auf dem Bildschirm zeigen konnte, ohne Leinwand und Beamer aufbauen zu müssen. Ein wirklicher Gewinn für den Kurs!

Das Smartboard hat bei der VHS Ehingen die alte Kreidetafel abgelöst und leistet bei Kursen gute Dienste.

Die begeisterten Klöpplerinnen, die sich in Chainette- und Hohlspitze ebenso auskennen wie im Klöppeln von Jugendstilmustern oder plastischen Blüten, sind sehr vielseitig an diversen Textilkunstthemen interessiert, die selbst mir nach 30 Jahren als Redakteurin von Kreativthemen noch neu waren. So fiel mir in Waltraud Steebs Kursprogramm das Wort „Jatte“ auf: „Schmuck aus Rosshaar auf der Jatte“.

Rosshaar? Jatte? Schmuck aus Menschen- oder Rosshaar ist mir im Laufe der Jahre immer wieder in Museen begegnet, beispielsweise Uhrketten, die junge Frauen im 19. Jahrhundert aus ihren eigenen Haaren für den Liebsten geflochten hatten. Aber darüber, wie solche kleinen Kunstwerke entstanden sind, hatte ich mir nie große Gedanken gemacht – bis zu diesem Wochenende.

Auf der Jatte klöppelt Waltraud Steeb kunstvollen Schmuck aus Rosshaar. Hier sind 32 Klöppel in Arbeit.

Am Abend nach den ersten Knopfworkshopstunden, in denen wir uns mit dem Grundgerüst und den einfachen Wickeltechniken beschäftigten, lud Waltraud Steeb uns zu sich nach Hause ein und demonstrierte mir an der von ihrem Mann gebauten und immer wieder verbesserten Jatte, wie sie aus Rosshaar kunstvolle Hohlgeflechte klöppelt.

Die Methode erinnert an die japanische Kumihimo-Technik zum Flechten von Kordeln, allerdings arbeitet Waltraud Steeb mit wesentlich mehr und wesentlich dünneren Fäden aus einem bis drei Rosshaaren. Über ihre Halsketten und Ringe mit filigranen eingelegten Flechtbändern habe ich sehr gestaunt und mich gefreut, eine Wissenslücke geschlossen zu haben.

Flechtschmuck aus Rosshaar – von Waltraud Steeb auf der Jatte gearbeitet

Die Wissbegier der Kursteilnehmerinnen und ihre Begeisterung für die Kopfmacherei waren so groß, dass manchmal fast (aber wirklich nur fast!) die in dieser Gruppe traditionellen Kaffeepausen am Vormittag und am Nachmittag vergessen worden wären: Augsburger Knopf, Zwirnstern, Zwirnstern mit integriertem Kronkorken und schließlich der Viereckknopf – erst nur gewickelt, dann mit eingewebten Mustern – entstanden und regten die Kreativität der Klöpplerinnen an. Bettina aus Köln webte beispielsweise den Kölner Dom in ihren Viereckknopf ein, Jolanda aus der Schweiz gestaltete ihr Monogramm, und Tina verzierte über Nacht rasch zwei ihrer Zwirnknöpfe mit Perlen.

Kreative Ideen für Webmuster in Viereckknöpfen

Entsprechend eindrucksvoll fiel dann am Sonntagmittag das Abschlussfoto aus:

Ergebnisse des Knopfmacherei-Kurses an der VHS Ehingen

Auch wenn sie nicht geklöppelt sind: Diese Knöpfe sind Spitze, finde ich. Und die Klöpplerinnen sind der Knopfmacherei offensichtlich noch lange nicht überdrüssig, denn wir haben schon einen neuen Termin fürs Himmelfahrtswochenende 2023 ins Auge gefasst. Dann wollen sie nicht nur Knöpfe gestalten, sondern auch Yubinuki, japanische Fingerhutringe, die sie auf einem meiner Anleitungsblätter gesehen haben und mit ihrem Rosshaarschmuck kombinieren wollen. Ein bisschen Klöppelspitze gab’s am Ende doch noch: Edeltraud überreichte mir eine Dankeskarte mit handgeklöppeltem Herz. Den Dank gebe ich gern zurück!

Ein geklöppeltes Herz als außergewöhnliches Dankeschön

Wer jetzt Lust bekommt, die Knopfmacherei selbst einmal auszuprobieren, hat im Juli und August in ganz unterschiedlichen Gegenden die Möglichkeit dazu: Vom 6. bis zum 9. Juli gebe ich zwei Zweitageskurse im Kurszentrum Ballenberg im Berner Oberland, am 30./31. Juli mache ich mit meiner Knopfwerkstatt im Wampendobler Paradies in Niederbayern Station, und am 27./28. Juli komme ich schon zum zweiten Mal auf den Werenziahof von Sabine Reichert-Kassube in Brandenburg.

Knopfkurs de Luxe

19. Mai 2022

Außergewöhnliche Orte und Räume für meine Workshops bin ich ja schon einigermaßen gewöhnt: einen ehemaligen Bauernhof in Brandenburg, eine Reithalle im niederländischen Brabant, ein Weingut in Oppenheim oder das Ballenbergzentrum hoch im Berner Oberland, von spontanen Schnupperkursen im Zug zwischen Augsburg und Frankfurt oder an einem Regentag in der Stube eines Südtiroler Ferienbauernhofs ganz zu schweigen. Kurse im Atelier von Elvira Altdorf in Übach-Palenberg bei Aachen sind trotzdem immer etwas ganz Besonderes.

Das Atelier von Elvira Altdorf in Übach-Palenberg

Das Atelier in einem separaten Gebäude, ein paar Schritte vom Wohnhaus entfernt, liegt in einem weitläufigen Garten, in dem es an jeder Ecke Kunst zu entdecken gibt. Sogar auf der Vogeltränke haben es sich drei Bronzefigürchen gemütlich gemacht.

Im weitläufigen Garten gibt es allerlei zu entdecken.

Doch nicht nur dieses einzigartige Ambiente macht jedes Kurswochenende zu einem Erlebnis, sondern vor allem die herzliche Gastfreundschaft, mit der Elvira und Heinz Altdorf die ganze Gruppe nach Strich und Faden verwöhnen. Da steht an jedem Arbeitsplatz eine Flasche Wasser, Schokolade und Cookies liegen zur Stärkung bereit, und mittags wartet schon eine köstliche Mahlzeit mit Gemüse und Salat sowie Kaffee und Kuchen zum Nachtisch auf die hungrigen Gäste. All das ist keineswegs selbstverständlich, und entsprechend haben wir’s genossen.

Im Kursraum selbst hatten die sieben Teilnehmerinnen an U-förmig aufgestellten Tischen reichlich Platz und gute Sicht auf die Leinwand, auf die ich per Kamera meine Hände bei der Arbeit projiziere. Die Technik hat die überdimensionalen Holzscheiben und Ringe abgelöst, an denen ich die Wickel- und Webtechniken bis vor zwei Jahren demonstriert habe. Auf einem großen Filztisch konnte ich eine Auswahl fertiger Knöpfe, alte Trachtenteile und neue Projekte mit Zwirn- und Posamentenknöpfen präsentieren und das Material bereitlegen.

Der Einsatz von Kamera, Laptop, Beamer und Leinwand hat sich inzwischen bei vielen Kursen bewährt.
Die alte Schwälmer Trolljacke, mein Hut und meine Uhr mit neuen Knöpfen in alter Technik sollen die Teilnehmerinnen zu eigenen Anwendungsideen inspirieren.
Garne, Garnkärtchen und Rohlinge für viele, viele bunte Knöpfe

Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, welche Garnfarben die Teilnehmerinnen für ihre eigenen Knöpfe wählen und kombinieren. Mein Faible für Türkis, Petrol, Teal, Mint und alle anderen Schattierungen des blaugrünen Spektrums hat sich inzwischen herumgesprochen. Neulich hatte sogar eine Teilnehmerin eine ganze Kiste voller Garne in Rottönen dabei, weil sie fürchtete, ich würde nur Garne in Blau, Grün und Türkis anbieten. Aber keine Sorge: Ich bringe immer eine breite Palette an Farben mit.

Die kreative Gruppe meines dritten Kurses im Atelier von Elvira Altdorf (links)

Am Samstagnachmittag beschäftigten wir uns erst einmal mit den elementaren Techniken der Posamentenknopfmacherei, legten ein Grundgerüst an und wickelten den Sternknopf und den Glatten Knopf. Wie immer gab’s beim Sichern und Vernähen des Grundgerüstes ein Gedenken an die strengen Handarbeitslehrerinnen meiner Grundschulzeit, Schwester Laurentia und Schwester Ambrosia, die jede Handarbeit erst einmal auf links drehten, um die Verarbeitung der Rückseite zu begutachten.

Am Sonntag übertrugen wir die Erfahrungen vom Vortag dann vom Holzrohling auf den Aluminiumring und fertigten erst kleinere Zwirnsterne und später große Zwirnsterne mit integriertem Kronkorken an. Ich bin mir sicher, dass die frischgebackenen Knopfmacherinnen künftig mit ganz neuen Augen durch den Getränkemarkt streifen werden …

Sternknöpfe, Glatte Knöpfe sowie Zwirnsterne mit und ohne integrierten Kronkorken entstanden in eineinhalb Kurstagen.

Eine Überraschung gab’s zum Schluss: Petra Müller, Reisebuchautorin und Videobloggerin, hat während des Kurses fotografiert und gefilmt und ihr Material anschließend innerhalb weniger Stunden zu einem Film verarbeitet. So konnte ich schon auf der Heimfahrt die Erinnerungen an das gelungene Wochenende Revue passieren lassen. Schaut gerne auch mal rein – hier geht’s zum Video: https://youtu.be/_Hlogj4YsgY.

Ich packe derweil schon wieder meine Kisten, denn nächste Woche geht’s wieder an einen besonderen Ort: ins Franziskanerkloster Ehingen.

Knopfkurse 2022

Im Kalender für 2022 steht eine ganze Reihe von Workshops und Kursen, und ich hoffe auf ein Wiedersehen bzw. Kennenlernen an vielen interessanten Orten. Hier findet ihr die bereits geplanten Termine und die Links zu den Veranstalterinnen bzw. den Organisationen, bei denen ihr euch anmelden könnt. Ich freue mich sehr auf euch!

Kurse im Ballenbergzentrum in der Schweiz (jeweils Zwei-Tages-Kurse)
Zwirnknöpfe: 23./24. Februar, 8./9. Juli bzw. 12./13. Oktober 2022
Posamentenknöpfe: 25./26. Februar, 6./7. Juli bzw. 14./15. Oktober 2022
Information und Anmeldung: http://www.ballenbergkurse.ch

Münzen, Kronkorken, schöne Metallknöpfe und andere Erinnerungsstücke lassen sich effektvoll in Zwirnknöpfe integrieren.

Knopfmachertage in Krumbach (online)
2.–4. März 2022 (verschiedene Themen)
Ich bin am Freitag, 4. März, mit dem Thema „Souvenirs, Souvenirs“ dabei und zeige, wie sich schöne Münzen, außergewöhnliche Kronkorken und andere Erinnerungsstücke dekorativ in Zwirnknöpfe einarbeiten lassen. Der Workshop findet online über Zoom statt.
Information und Anmeldung: https://trachten.bezirk-schwaben.de

Vom einfachen Patchworkquadrat bis zum raffinierten Stern: All diese Nadelkissen gewinnen noch durch einen oder zwei handgenähte Zwirnknöpfe – und unter dem Kronkorken lässt sich zusätzlich ein Magnet einarbeiten.

Zwirnknopf trifft Nadelkissen
Sonntag, 13. März 2022, 10–17 Uhr
Wir nähen ein Nadelkissen in der gewünschten Form – einfach quadratisch oder rund, als raffiniertes Biscornu-Kissen oder als plastischer Stern – und verzieren es mit einem oder zwei Zwirnknöpfen. Wer mag, arbeitet einen dekorativen Kronkorken ein und versteckt darunter einen Magneten, der zusätzlich Nadeln fixiert.
Trachtenkulturberatungsstelle des Bezirks Schwaben, Landauer-Haus, Hürbener Str. 15, 86318 Krumbach
Anmeldung bei der Knopfwerkstatt: helene@knopfwerkstatt.de

Knopfmacherei für Neulinge und Fortgeschrittene
Sonntag, 3. April 2022,
Museum Kulturland Ries, Klosterhof, 86747 Maihingen
Information und Anmeldung: https://mklr.bezirk-schwaben.de

Die Knopfwerkstatt: ein Wochenende im Zeichen der Zwirn- und Posamentenknöpfe
Samstag/Sonntag, 9./10. April 2022
Kunststätte Bossard, Bossardweg 95, 21266 Jesteburg
Information und Anmeldung: https://www.bossard.de

Knopfmacherei: Mandala-Malen mit Garn
Samstag/Sonntag, 14./15. Mai 2022
Atelier Elvira Altdorf, Roermonder Str. 248, 52531 Übach-Palenberg
Information und Anmeldung: www.elvira-filz.de

Knopfwerkstatt
Freitag–Sonntag, 27.–29. Mai 2022
VHS Ehingen an der Donau, Franziskanerkloster, 89584 Ehingen
Information und Anmeldung: Waltraud Steeb, E-Mail: w.steeb@gmx.de

Zwirn- und Posamentenknöpfe für eigene Filz-, Strick-, Häkel- und Nähprojekte
Samstag/Sonntag, 30./31. Juli 2022,
bei Petra und Marc Herrmann, Wampendobler Paradies, Wampendobl 1, 84385 Egglham
Info und Anmeldung: http://www.wampendobl.de/Knöpfe_2022.html

Ein Wochenende im Zeichen der Knöpfe
Samstag/Sonntag, 27./28. August 2022
Atelier Werenziahof von Sabine Reichert-Kassube, Werenzhainer Hauptstr. 62a, 03253 Doberlug-Kirchhain
Information und Anmeldung: http://www.spitzenfilz.de

Beim Workshop in der MEZ Creativ-Welt fertigen wir einen Yorkshire Button an,
der sich zu einem niedlichen Teddykopf weiterverarbeiten lässt.

Knopf-Workshop: Sternknopf und Yorkshire Button
Mittwoch, 5. Oktober, 14–18 Uhr
MEZ Creativ-Welt, Hauptstraße 78, 79336 Herbolzheim
Information und Anmeldung: MEZ Creativ-Welt, E-Mail: mez.creativ-welt@mezcrafts.com

Bringen wir Farbe in den grauen November: mit zwei Tagen im bunten Knopfrausch in Wien!

Knopfrausch – Mandala-Malen mit Garn
Mittwoch/Donnerstag, 2./3. November 2022
Atelier Sawatou Wien, A-1130 Wien
Information und Anmeldung bei Sawatou Mouratidou, sawatou.com

Die Quadratur des Kreises: Der Viereckknopf bietet mannigfaltige Möglichkeiten für fantasievolle Web- und Stickmuster.

Die Quadratur des Kreises: Weben im Viereckknopf
Sonntag, 20. November 2022, 10–17 Uhr
Trachtenkulturberatungsstelle des Bezirks Schwaben, Landauer-Haus, Hürbener Str. 15, 86318 Krumbach
Anmeldung bei der Knopfwerkstatt: helene@knopfwerkstatt.de